Eines der wohl größten Fragezeichen im Bereich der Beamer ist das Beamer Kontrastverhältnis oder auch Beamer Kontrast in kurz. In unserem heutigen Blogartikel wollen wir euch aufklären, was sich genau hinter dem Kontrast verbirgt, wie dieser gemessen wird und welchen Einfluss Kontrast bei eurer Kaufentscheidung spielen sollte.
Inhalt
Was ist eigentlich Beamer Kontrast?
Der Kontrast beschreibt grundlegend den Unterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten Pixel eines Bildes. Bei einer Full HD-Projektion (1.920 x 1.080 Pixel) sagt uns der Kontrast also aus, wie viel heller der hellste Pixel (Bildpunkt) als der dunkelste Pixel der 2.073.600 Bildpunkte (Rechnung: 1.920 mit 1.080 multipliziert) ist.
Bei Beamern gibt es unterschiedliche Kontrastverhältnisse, die von Herstellern beworben werden. Dabei ist oft die Rede von 10.000:1, 20.000:1 oder sogar 2.000.000:1 Kontrast. Eine Beamer Kontrast von 10.000:1 bedeutet also, dass der hellste Pixel 10.000-mal heller ist als der dunkelste Pixel.
Umgangssprachlich wird das Beamer Kontrastverhältnis auch mit Farbtiefe oder Brillianz bezeichnet.
Wie wird der Kontrast berechnet?
Wir haben bisher gelernt, dass das Kontrastverhältnis das Verhältnis des hellsten zum dunkelsten Pixel eines Bildes wiedergibt. Allerdings gibt es bei der Berechnung des Kontrastes unterschiedliche Verfahren, die entscheidend für die beworbene Spezifikation (z.B. 10.000:1) sind.
Full On / Full Off (FOFO) Kontrastberechnung
Bei der FOFO Berechnung des Beamer Kontrastes wird bei der Messung versucht, Effekte des Raumes oder des Bildes aus der Berechnung auszuschließen. Dazu wird bei “Full On” die Helligkeit des komplett weißen Bildes gemessen. Bei “Full Off” wird die Helligkeit eines komplett schwarzen Bildes gemessen und der “Full On” Helligkeit gegenübergestellt.
Daher sagt ein FOFO berechneter Kontrast von 10.000:1 aus, dass das weiße Bild 10.000-mal heller ist als das schwarze Bild.
ANSI Kontrast
Die zweite Art der Kontrastberechnung ist die ANSI Kontrastberechnung. ANSI kommt uns bekannt vor. Bei der Helligkeit von Beamern sprechen wir von ANSI Lumen. Dazu mehr in unserem Artikel zu Beamer Helligkeiten.
Beim ANSI Kontrast wird genau wie bei der ANSI Helligkeit mit einem Bild aus Quadraten gearbeitet. Hierbei werden abwechselnd schwarze und weiße Quadrate angeordnet. Nun wird die durchschnittliche weiße Helligkeit ins Verhältnis zur durchschnittlichen schwarzen Helligkeit gesetzt.
Der Hintergrund hinter der ANSI Kontrastberechnung ist die Annahme, dass wir realistischerweise niemals ein komplett schwarzes oder weißes Bild sehen. Daraus folgt, dass ein in ANSI angegebener Kontrast meist geringer als FOFO Kontrast, allerdings auch realistischer ist.
Wieso sollte ich das Beamer Kontratverhältnis ignorieren?
Leider gab es in den letzten Jahren eine Entwicklung zu immer höheren Kontrastenverhältnissen. Wieso leider? Die meisten Hersteller geben den Beamer Kontrast gemäß FOFO Prinzip an. Dabei wird eine unrealistische Messung herangezogen.
Die FOFO Messung kann auch weiter vom Projektor beeinflusst werden. So wird der Kontrast meist gemessen, indem der Beamer das Bild automatisch (dynamisch) an das Bild anpasst. Beispiel: Bei einer dunklen Szene würde der Beamer automatisch die Lichthelligkeit senken (z.B. durch Herabsetzen der Lampenleistung oder Ausschaltung eines Laserleuchtmittels). Dadurch sieht das Bild dunkler in dunklen Szenen aus.
Im Vergleich dazu wird die Lampe wieder auf Höchstleistungen zurückgestellt, sobald ein helles Bild projiziert wird. Dadurch wirkt das Bild deutlich heller. Als Konsequenz steigt das Kontrastverhältnis, da die hellen Bilder noch heller und die dunklen Bilder noch dunkler sind. Dieses Phänomen wird von vielen Herstellern auch dynamischer Kontrast genannt.
Weitere Einflussfaktoren auf das Kontrastverhältnis
Neben der Art der Messung ist das Kontrastverhältnis insbesondere von der Helligkeit der Lichtquelle bzw. des Beamers abhängig. Eine Studie aus dem Jahr 2009 zeigt deutlich die Abhängigkeit von Helligkeit und Kontrast.
Die Grafik zeigt deutlich, dass mit steigender Helligkeit der Kontrast abnimmt. Hierbei ist natürlich der realistische Kontrast gemäß ANSI Messung gemeint. Das bedeutet für euch, dass ihr in gewisser Art und Weise zwischen Kontrast und Helligkeit entscheiden müsst. Durch die Auswahl unterschiedlicher Projektionsmodi (z.B. “hell” vs. “Kino”) habt ihr oft die Möglichkeit, Helligkeit des Beamers zu senken und dafür einen stärkeren Kontrast zu erleben.
Welchen Einfluss sollte der Beamer Kontrast bei der Kaufentscheidung haben?
Ganz ehrlich: keinen! Leider geben die meisten Hersteller den Kontrast gemäß FOFO Messung an. In Kombination mit dynamischem Kontrast ist es unmöglich zu bestimmen, wie 10.000:1 oder 20.000:1 Kontrast zu vergleichen sind.
Daher solltet ihr vor dem Kauf schauen, ob es Bilder der Projektion gibt. In unseren Testberichten zeigen wir euch, wie das Bild dann wirklich aussieht und wie das Kontrastverhältnis wirklich wahrgenommen wird. Im schlimmsten Fall müsst ihr dies testen und bei Nichtgefallen den Beamer tauschen.
Es ist wichtig zu wissen, dass es keine Abhängigkeit von FOFO und ANSI Kontrast gibt. Daher ist es nicht möglich zu pauschalisieren, dass höherer FOFO Kontrast auch höheren ANSI Kontrast bedingt. Auch dieser Fakt unterstreicht den Fakt, dass der Kontrast keinen Einfluss bei eurer Beamer Kaufentscheidung spielen sollte.
Fazit
Das Beamer Kontrastverhältnis ist eines der missverständlichsten Spezifikationen eines Beamers. Dies liegt daran, dass die meisten Hersteller den FOFO Kontrast anstelle des ANSI Kontrastes angeben.
Daher solltet ihr bei der Wahl eures Beamers eher Themen wie Lichtquelle, Helligkeit oder Auflösung als Entscheidungskriterium nutzen. Der Beamer Kontrast spielt hierbei eine untergeordnete Rolle.