In diesem Blogartikel räumen wir mit Helligkeiten bei Beamern auf. Wie wird Helligkeit bei Beamern gemessen? Was ist der Unterschied zwischen ANSI Lumen vs Lumen? Wie viele Lumen sollte ein Beamer haben? Und welche Beamer Helligkeit ist die richtige? Wir geben dir die Antworten.
Inhalt
Wie wird Helligkeit bei Beamern gemessen?
Bei Beamern werden Helligkeiten in Lumen angegeben, wohingegen im Display Bereich von Calenda oder Nits (cd/n²) die Rede ist. Auch finden sich des Öfteren Angaben zu Lux. Dabei unterscheiden sich die Helligkeiten stark. Insbesondere auf Amazon finden sich viele preisgünstige Projektoren, die mit 5000 Lux oder Aussagen wie 80% höherer Helligkeit werben.
Lumen leitet sich von dem Lichtstrom ab, der die wahrgenommene Kraft des Lichtes wiedergibt. Die folgende Tabelle beschreibt die im Beamer bekannten Lichtdefinitionen auf technischer Ebene. Hier habe ich auch Candela als Vergleich aufgenommen.
Für tiefergehende technische Informationen empfehle ich den englischen Wikipedia Artikel.
Dabei gibt es insbesondere im Bereich der Beamer Helligkeit oft Missverständnisse. Dies hängt nicht nur mit den individuellen Projektionsgegebenheiten, sondern auch mit der Angabe der Helligkeit zusammen.
Um die Angabe der Helligkeit zu standardisieren, hat die American National Standards Institute (ANSI) einen Standard zur Messung der Helligkeiten entwickelt.
ANSI Lumen
Der ANSI Lumen Standard ist auf eine Veröffentlichung der American National Standards Institutes im Jahr 1993 zurückzuführen. In dem Artikel beschreibt das ANSI die Methode zur einheitlichen Messung von Beamer Helligkeiten.
Die Regelungen zur korrekten ANSI Messung sind komplex. Dabei wird vorgeschrieben, dass keine weitere Lichtquelle im Raum vorhanden sein darf oder der Beamer bereits 15 Minuten vor der Messung in Betrieb genommen werden sollte, um Lichtstabilität zu garantieren.
Fun Fact: Es wird eine Temperatur im Raum der Messung von 25° Celsius vorgeschrieben.
Das ANSI hat zur Messung der ANSI Lumen ein Testmuster entwickelt, bei dem der Kontrast des Beamers soweit erhöht wird, bis der Blick mit den 95% noch gerade so zwischen dem 90% und 100% zu unterscheiden ist.
Ferner muss sich der 5% Block klar vom 0% und 10% Block unterscheiden. Wie genau das aussieht, siehst du in der folgenden Grafik.
Nachdem das Bild und der Beamer optimal ausgerichtet ist, wird eine Messung an 9 unterschiedlichen Punkten an der Wand durchgeführt. Von diesen Messergebnissen wird der Mittelwert gebildet und in Lumen umgerechnet.
Falls du Interesse an dem Originalartikel von ANSI aus dem Jahr 1993 hast, habe ich dir die Datei hier hochgeladen.
Wie hier schon zu erkennen ist, wird bei ANSI Lumen die Helligkeit an der Wand gemessen. Bei Lumen, Lux oder auch LED Lumen, ist dies anders.
Lumen im Vergleich zu ANSI Lumen
Bei der Angabe von Lux oder Lumen handelt es sich um keine einheitliche Helligkeitsmessung wie bei ANSI Lumen. Hierbei wird nicht die Helligkeit des Bildes an der Wand, sondern die Helligkeit der Lichtquelle gemessen.
Man kann sich das in etwa so vorstellen, als ob das Messgerät direkt in die Linse hineinmisst.
Hierbei ist es verständlich, dass natürlich deutlich höhere Helligkeitswerte möglich sind. Diese sagen allerdings wenig über die Bildhelligkeit an der (Lein-)Wand aus. Allein durch unterschiedliche Linsensystem und die Transformation des Lichtes innerhalb des Beamers geht durchschnittlich 70% der Lichtleistung verloren.
LED Lumen als dritte Art der Helligkeitsmessung
Neben der standardisierten Helligkeitsmessung und Wiedergabe durch ANSI Lumen sowie Lux wird auch oft von LED Lumen gesprochen. Auf ihrer Website beschreibt der Beamer Hersteller BenQ die LED Helligkeit mit dem Zweck, den Helmholtz-Kohlrausch (HK)-Effektes darzustellen.
Der HK-Effekt beschreibt das Phänomen, dass Farbsättigung und die dargestellten Farben als Teil der Farbhelligkeit wahrgenommen werden. Dies führt dazu, dass farbiges Licht vom Menschen heller als weißes Licht wahrgenommen wird.
Die LED Lumen versuchen diesen Effekt in die Helligkeitsangabe zu integrieren. Dies findest du insbesondere bei mobilen LED Beamern, die aufgrund der LED Lichtquelle häufig ein breites Farbspektrum darstellen können.
ISO Lumen als neue Helligkeitsangabe
Neuerdings wird bei Beamerhelligkeiten auch von ISO Lumen gesprochen. Dieser Begriff wird insbesondere vom Hersteller XGIMI genutzt.
Bei ISO Lumen wird nicht die Helligkeit des projizierten Bildes, sondern die Helligkeit der Lichtquelle direkt angegeben. Dies bedeutet, dass die Helligkeitsangaben oft höher im Vergleich zu ANSI Lumen sind.
Damit ist ISO Lumen von der Messart mit Lumen vergleichbar. Es ist wichtig zu beachten, dass von allen Arten der Helligkeitsbeschreibung ANSI Lumen die einzige Art ist, die eine realistische Aussagekraft für deine Helligkeitswahrnehmung in deiner Projektionsumgebung hat.
ANSI Lumen, Lumen, LED Lumen und ISO Lumen vergleichen
Als Rechenregel definiert BenQ, dass die Multiplikation der ANSI Lumen mit einem Wert zwischen 1,3 und 2,4 die LED Lumen Anzahl wiedergibt. Dividiert man die Helligkeit in ANSI Lumen durch einen Wert zwischen 0,04 und 0,06, kannst du dir ungefähr die Helligkeit in Lux / Lumen errechnen.
Bei ISO Lumen kann man sich merken, dass 1 ANSI Lumen ungefähr 0,8 ISO Lumen entspricht.
Die folgende Tabelle gibt einen ungefähren Überblick über ANSI Lumen vs Lumen vs LED Lumen vs ISO Lumen:
Lumen Berechnungen
ANSI Lumen | LED Lumen* | Lumen** | ISO Lumen*** |
1.000 | 1.700 | 20.000 | 800 |
2.000 | 3.400 | 40.000 | 1.600 |
3.000 | 5.100 | 60.000 | 2.400 |
4.000 | 6.800 | 80.000 | 3.200 |
5.000 | 8.500 | 100.000 | 4.000 |
* wir haben hier als Faktor 1,7 genutzt
** wir haben hier als Faktor 0,05 genutzt
*** wir haben hier als Faktor 0,8 genutzt
An der obigen Tabelle lässt sich hervorragend erkennen, dass insbesondere die Bewerbung von Lumen irreführend ist. Schaut daher beim Beamerkauf genau hin, wie die Helligkeit definiert ist.
Welche Beamer Helligkeit ist die richtige?
Leider lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Der Einsatzzweck und die räumlichen Gegebenheiten sind bei der Auswahl essentiell.
Je heller und lichtdurchfluteter der Raum, desto höher sollte die Helligkeit sein. Da ein Heimkino Beamer ggf. kräftigere Farben hat (welche durch den oben beschriebenen HK-Effekt zur Helligkeit beitragen), braucht ihr hierbei weniger Helligkeit als bei einem Beamer für den Meetingraum.
Sobald ihr beim Gucken eure Gardinen am Tag auflassen wollt, empfehle ich dir einen Beamer mit mindestens 3.500 ANSI Lumen Helligkeit. Dies ist die Standard Helligkeit im Einstiegsbereich für Heimkino oder auch Business Beamer.
Für Meetingräume oder Wohnzimmer mit mehreren Fenster empfehle ich mindestens 4.000 ANSI Lumen wie beim Acer H6815BD, den wir getestet haben. Je größer der Raum, desto mehr Helligkeit sollte der Beamer besitzen. Daher sind hier Regionen von 5.000 – 6.000 ANSI Lumen nicht abwägig.
Bei mobilen Beamern sind die Helligkeiten meist geringer, da allein die kompakte Bauweise des Beamers keinen Platz für die Erzeugung von 3.500 ANSI Lumen und mehr erlaubt. Hierbei sind Helligkeiten von über 1.000 LED Lumen eine gute Helligkeit. Alles darunter führt zu einem blassen Bild mit wenig Kontrast oder bedarf einem abgedunkelten Raum.
Fazit
In diesem Blogartikel haben wir den Unterschied zwischen ANSI Lumen vs Lumen vs LED Lumen vs ISO Lumen herausgearbeitet. Während ANSI Lumen eine standardisierte Helligkeitsmessung unterliegen, tricksen insbesondere Anbieter von Billigbeamern mit hohen Helligkeitsangaben durch Lux oder Lumen.
Damit du den Überblick behältst, haben wir dir die Formeln zur Umrechnung von ANSI Lumen auf LED Lumen, Lux oder ISO Lumen an die Hand gegeben. Nun steht der Wahl der richtigen Helligkeit für deinen Einsatzzweck und die räumlichen Gegebenheiten nichts mehr im Weg.